Freitag, 18. Januar 2013

Wie das Teufelszeug auf den Markt und zu seinem Namen kam

Gleichnamige Zutaten bringen noch lange nicht in jeder Hand ein vergleichbares Ergebnis ... eigentlich logisch, wenn man es in Ruhe überdenkt!
(Wer noch Zweifel hat, den lade ich gerne einmal zu meiner "Spezialität" Eier in Senfsauce mit Kartoffelpüree ein!)
Was im Bereich der Gaumenfreuden jedem geläufig ist, gerät zuweilen ins gedankliche Hintertreffen wenn es um Futterzusätze geht. Man hat etwas gehört oder gelesen, etwas empfohlen bekommen ... und sucht nun nach einem Präparat, welches den gesuchten Inhaltsstoff enthält.
Soweit nicht verkehrt, wenn man auch  die Feinheiten (genaue Bezeichnung/ chemische Verbindung/ Gehalt im Produkt/ etc. pp.) peinlich beachtet.
Sollte man meinen ... und meinte auch ich mehrere Jahrzehnte lang erfolgreich.
Wie es dazu kam, dass gewisse Maximen überdacht und Aussagen revidiert werden sollten, ist eine  längere Geschichte ... genaugenommen mit Vorgeschichte.

Es begann vor über zwei Jahren mit einem ziemlichen Schreck: der beste Hund der Welt konnte nachts nicht mehr durchschlafen (im orthopädischen Hundebett versteht sich!) und irrte hechelnd und mit aufgezogenem Rücken umher.
Natürlich wurde  dieser Sache mit allen diagnostischen Hilfsmitteln auf den Grund gegangen.
Im Röntgenbild ein erschreckendes Ergebnis: massive Spondylosen und Spondylarthrosen im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule.
GAG in Form von Muschelfleischmehl bekamen die drei Senioren ohnehin, ebenso kurweise MSM und Kollagenhydrolysat.
Nun wurde aus der Kur eine Dauergabe und es kamen für die Patientin Gingko und Teufelskralle hinzu, sowie B-Komplex in hoher Dosierung.

Um die Vorgeschichte ein wenig abzukürzen:
der beste Hund der Welt (nachfolgend Omi genannt) verträgt leider keinerlei Schmerzmittel aus der Reihe der nichtsteroidalen Antiphlogistika ... auch nicht als Injektion und auch nicht in Form der neuen (und allgemein sehr gut verträglichen) selektiven Cox2- Hemmer.
Auch ein Teufelskrallenpräparat mit Weidenrinde brachte ein "durchschlagendes Ergebnis" im Verdauungstrakt.
Natürlich wurde im akuten Fall und in sehr schlechten Phasen immer mit Cortison therapiert und Omi erhielt unterstützend ein Bewegungsprogramm in Absprache mit einer Physiotherapeutin.. dies nur als Anmerkung für den kritischen Leser und der um Vollständigkeit willen, auch wenn dieser Beitrag keine Fallstudie ist.

Zwei Jahre lang gab es gute, weniger gute und sehr schlechte Phasen ... auch in den sehr guten Momenten blieben gewohnte Verhaltensweisen wie das Anspringen im Spiel oder das ausgiebige Buddeln beim Spaziergang aus und das Gangbild blieb steifer.
Nach dem Ausprobieren unzähliger Teufelskrallenprodukte in allen möglichen Formen (pellettiert, pulverisiert, tablettiert, mit und ohne Ingwer), Chondroitinsulfat aus der best-bioverfügbaren Quelle Haiknorpel (wenn  der beste Hund der Welt das braucht, würde man den Hai doch auch zur Not eigenhändig erwürgen) und MSM in Arzneibuchqualität blieb alles  weitestgehend beim Alten und ich begann mich damit abzufinden, dass meine Omi ganz einfach  eine alte Dame ist und zweifelte im Stillen an der Wirkung der Teufelskrallenpräparate herum, da sich nie eine Veränderung zeigte, auch wenn ich mich mal wieder zu einem der vielgelobten hochpreisigen aus der Veterinärpharmaschiene durchgerungen hatte.
Vor über einem Jahr erhielt ich ein Muster von einem guten Bekannten ... angeblich ein wahres Wundermittel bei Problemen im Bewegungsapparat ... mit der Bitte, dieses Muster bei Gelegenheit einem "interessanten" Pferdepatienten zukommen zu lassen zwecks Feedback.
Da ein wirklich interessanter Pferdepatient mir jedoch noch nicht über den Weg gelaufen war und zur dieser Zeit mein MSM zur Neige  ging, fragte ich kurzerhand nach, wie es denn mit einem Test an einer anderen Spezies aussehen würde.
Gefragt... getan... und ich begann, das Haar in  der myteriösen Suppe in der Flasche zu suchen, schliesslich ging es doch um ein kritisches Urteil.
Mein erster Kritikpunkt wurde gleich ad absurdum geführt, denn alle drei alten Hunde frassen es wunderbar mit dem Futter mit .... trotz des sauren Geruches.
Also lehnte ich mich  entspannt zurück und erwartete keine Veränderungen, hatte  es doch diese Mischung bereits in unzähligen anderen Formen gegeben.
Nach einigen Tagen bemerkte ich, dass alle drei Rentner morgens vor mir die Treppe passiert hatten ... was ich der Tatsache zuschrieb, dass ich auch nicht jünger werde...
Beim Spazierengehen fiel mir auf, dass Omi zunehmend in Trab fiel und kaum noch Pass zeigte ... sie  hatte wirklich eine gute Phase bei dieser stabilen Wetterlage!
Ihr Bruder (auch bereits 12 und etwas steifer geworden) brachte immer öfter seinen Lieblingsball und erklomm die Hanglagen sehr viel elastischer ... und auch der andere Rentner mit dem Rückenproblem war sehr guter Dinge und genoss es, beim Spazierengehen und  im Garten seine  "5 Minuten" zu haben ....sie hatten wirklich alle gute Phasen bei dem schönen Wetter!
Auch durch den Fellwechsel kamen sie alle sehr gut und ich wunderte mich erfreut, dass Omis Fell am Rücken wieder das schöne satte Dunkelgrau "von früher" hatte, war sie doch  in  den letzten Jahren immer heller geworden.
An diesem Punkt fing ich langsam an, mir über die unterschiedlichen Verfügbarkeiten von MSM in verschiedenen Formulierungen Gedanken zu machen.... zugegeben!
Als dann auch noch eines Abends Omi enthusiastisch und bellend ein Loch buddelte war ich baff ... und in der Freude darüber das  zu sehen, was ich eigentlich schon unter "hat sie früher auch immer" abgehakt hatte, rief ich meinen Bekannten an und gab vorsichtig zu "Du, ich glaube das Zeug ist nicht so ganz schlecht ... auf jeden Fall scheint das MSM besser bioverfügbar zu sein als die Reinsubstanz".

Einige Wochen später geschah etwas, was ich nie glauben würde, wenn ich es nicht im Bild hätte... die Pflaumen waren zu dieser Zeit reif und die Hunde hatten es morgens eilig, in den Garten zu kommen und auf Fallobst zu warten. Mit der Kaffeetasse am Küchenfenster musste ich zunächst zweimal hinschauen ... Geduld war noch nie ihre Stärke gewesen, wenn es um kulinarische Besonderheiten ging ... aber nun hing sie an den unteren Ästen des Pflaumenbaumes, meine Omi ... und nicht nur einmal... immer wieder.
Ich holte die Kamera, nahm die übermütige Omi und zwei Pflaumen als Entschädigung mit ins Haus und rief meinen Bekannten an. "Dieses Teufelszeug aus Deiner Flasche, das muss für Hunde auf den  Markt!!!"



Wir lachten herzlich über die Omi im Baum und planten ein wenig ... mehr geschah zunächst nicht.
Es wurde mit ähnlich guten Ergebnissen  an anderen  Hunden mit Beschwerden im Bewegungsapparat getestet, auch  dort mit sehr zufriedenstellendem Ergebnis.
Ausser dass die  Cortisontabletten immer tiefer in der Küchenschublade versackten und es den Hunden gutging, geschah nicht viel zum  Thema... es wurde überlegt, ob und wie und welche Abpackungsgrössen sinnvoll wären.
Darüber neigte sich  das Jahr dem Ende zu und Weihnachten nahte.
Leider bemerkte  ich  zu spät, dass der Inhalt in meiner Wunderflasche es wie das Jahr hielt und natürlich schaffte mein Lieblingsdienstleister mit den gelben Autos es nicht, die Lieferung wie versprochen vor den Weihnachtstagen zuzustellen...
Nach einigen Tagen ohne "dies Teufelszeug" (wie wir es damals  noch nannten) brauchte Omi Hilfe beim Bezwingen  der Treppe ... nachts gab es Wandern mit aufgezogenem Rücken und Hecheln, anstatt beruhigendem Schnarchen.
Also gab es einen Griff in die Küchenschublade und einen Besuch in der Notdienstapotheke ("Geben  sie mir  bitte die bestverfügbare Teufelskrallenformulierung, die  sie  haben!") ... die Beute waren 20 Tabletten für 17 Euro ... eine Dosis für 5 Tage.

Ich habe dem Herrn, der das Erscheinen dieses Produktes am Markt beschleunigen konnte, an allen drei Tagen frohe Weihnachten gewünscht und ihn noch einmal an das Vorhaben erinnert.
Als endlich meine langersehnte Flasche mit dem gelben Auto eingeflogen wurde, nahm ich mir vor, noch einmal kritisch zu sein und nichts zu überstürzen.
Sinnlos!
Keine weiteren Medikamente und schon nach wenigen Tagen wich das nächtliche Hecheln immer mehr dem Schnarchen ... ich war als "Treppenservice" wieder unerwünscht.
Als Omi abends nach einer ausgedehnten Buddelexkursion beim Spaziergang friedlich einschlief und nur noch einmal aufstand, um in den Garten und dann ins  Bett zu gehen, war der Entschluss gefasst: es wird nicht mehr gewartet ...und wenn das alles ein paar Nachtschichten für alle Beteiligten kostet....  und es wird auch kein langweiliger Name für ein geniales Produkt gesucht ... denn es ist, was es ist... Teufelszeug!